Hey Leute,
nach dem ausgefallenen Romanmittwoch letzte Woche, heute mal ein Pünktlicher;)
Viel Spaß!
[…]„Du brauchst mal wieder einen Girls-Nachmittag. Heute um 16:00 Uhr im Internet-Café, ok?“ Sie wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich zum Gehen. „Bis heute Nachmittag.“ Schwach hob ich die Hand, doch ich musste grinsen. Wie schaffte sie es nur, mich immer wieder fröhlich zu stimmen? Ich gab mir die Antwort selbst. Sie war meine beste Freundin. Ich wartete noch 10 Minuten auf Ben. Er kam nicht.
Als ich nach einem ewig langen Gespräch mit meiner Mutter, in dem es darum ging, ob ich einkaufen sollte oder nicht, endlich das Internet-Café erreichte, war Sara schon da. Sie winkte mir zu und ich ging zu ihrem Tisch. Mit einer Umarmung und zwei Küsschen begrüßte sie mich. Ich erwiderte beides. „Da bist du ja endlich.“ Sara zog einen Stuhl vor und platzierte mich darauf. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ Mit einem Stöhnen antwortete ich: „Ach, meine Mutter. Sie wollte, dass ich einkaufen gehe – und ich nicht!“ Ich setzte mich zu ihr und wir bestellten beide einen Milchkaffee und eine Donauwelle. Es schmeckte köstlich. Nach einem Gespräch über alle möglichen Themen, verabschiedete sich Sara schließlich. „Sorry“, sagte sie. „Aber ich muss noch auf meinen Bruder aufpassen.“ Verständnisvoll ließ ich sie gehen. Nachdem ich nochmal das stille Örtchen besucht hatte, wollte ich auch los und bemerkte mit Schrecken, dass es schon dunkel war. Genauer gesagt stockfinster. Ich beschloss, ein Taxi zu rufen, jedoch weder ich noch die Bedienung hatten die Nummer. Mit der U-Bahn oder dem Bus konnte ich auch nicht fahren. Meine Mutter sagte immer, da trieben sich nach Einbruch der Dunkelheit dunkle Gestalten herum. Entschlossen entschied ich zu laufen.
Schon nach zehn Minuten verließ mich der Mut. Es war kalt und ich hatte Angst. Bibbernd ging ich weiter. Als ich an eine unbeleuchtete Straßeneinbiegung kam, sah ich vor mir eine Gestalt auftauchen. Unruhig blieb ich stehen. Sollte ich umkehren? Nein. Dann zeigte ich meine Angst ja offen. Aber wenn ich nun weiterging und das irgendein Verbrecher ist? Mia!, rief ich mich selbst zur Ordnung. Vielleicht ist es ja auch nur eine alte Omi auf dem Weg nach Hause. Das glaubst du ja wohl selbst nicht! Schnell schob ich diesen Gedanken aus meinem Kopf, damit ich ruhiger werde. Die Umrisse der näherkommenden Gestalt wurden deutlicher. Es war ein Mann. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, doch durch seine geschmeidigen Bewegungen nahm ich an, dass er noch recht jung sein musste. An die dreißig, schätze ich. Nun war er nur noch einen Meter von mir entfernt. Ich senke den Kopf und beschleunigte meine Schritte.
Aus den Augenwinkel nahm ich wahr, dass er hingegen seine Schritte verlangsamte. Ein kalter Schauer überlief mich. Als er auf meiner Höhe war, blieb er stehen. Unwillkürlich blieb auch ich stehen und hob den Kopf. Ich sah in sein Gesicht. Es war markant geschnitten und seine Züge waren kalt. Doch jetzt lächelte er. Ich konnte dieses Lächeln nicht genau definieren. War es hämisch oder anzüglich? Auf jeden Fall schien er sich zu amüsieren. Erst jetzt merkte ich, dass ich schwer atmete und zitterte. Blitzartig packte er meinen Arm und zog mich an sich. Ich schrie, doch mein gellender Ausruf verhallte in der dunklen Nacht. Niemand hörte mich. Ich wollte noch einmal schreien, doch dieses Mal blieb mir der Schrei in der Kehle stecken, da er anfing zu sprechen. Seine Stimme war kalt wie Eis. „Es bringt dir nichts zu schreien, Süße. Es hört dich sowieso niemand. Du und ich sind ganz allein.“ Er presste mich an sich und ich versteifte mich. Panik stieg in mir hoch. Verzweifelt versuchte ich, mich zu befreien und drehte mich aus seiner Umarmung. Er grinste, als ob er dies geahnt hätte und griff ohne Vorwarnung in mein Haar. Ich keuchte auf und er flüsterte mir ins Ohr: „Wir sind noch nicht fertig, Kleine.“ Er drehte mich zu sich um und bog mir meinen Arm auf den Rücken. Ich schnappte nach Luft. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich konnte kaum atmen. Der Mann gab mir einen Stoß und ich taumelte an die Steinwand hinter mir. Als ich nach unten rutschte, fiel etwas aus meiner Tasche. Es war das Riesenhandy.
Ich hatte es eigentlich Sara zeigen wollen. Blind vor Angst wollte ich es nehmen, doch er beugte sich über mich und stieß mir seinen Ellbogen in die Seite. Ich spürte einen stechenden Schmerz und stöhnte auf. Immer noch grinsend griff er nach meinem Handy. „Naa, was haben wir denn da?“ Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als er bemerkte, was es war. Ich sah, wie eine Welle von Wut ihn ergriff. Verwirrte schaute ich ihn an. Erneut packte er mich und zog mich auf die Beine. Er schüttelte mich und drückte mich an die Wand. „Wo hast du das her?“ Seine Stimme war ganz verzerrt. Als ich nicht gleich antwortete, schlug er mir in den Bauch. Ich krümmte mich. Wie ein Wahnsinniger schüttelte er mich und in seinen Augen lag ein rasender und verrückter Ausdruck. „Antworte mir!“ Doch bevor ich mich weiter verletzten konnte war er es plötzlich, der taumelte. Seine Augen rollten nach oben und er kippte nach hinten. Da er so seinen Griff gelockert hatte rutschte ich nach unten und blieb benommen liegen.[…]
Lg readinggirl21